Glibber - Gedichte und Briefe
Glibber - Gedichte und Briefe
     


Die gute alte Zeit
Als Oma jung und knusprig war,
auf Opas Glatze wuchs noch Haar,
als Onkel Fritz trug Knickerbocker,
Tante Friedas Zähne wurden locker,
als man noch nicht ferngesehen,
Menschenskind, wie war datt schön!


Als man elektrisch Licht nicht kannte,
zum Plumpsklo über'n Hof noch rannte,
als man noch Bohnen aß mit Fritze,
lange Buxen trug mit Spitze,
dem Nachbar seine Äpfel klaute,
der Lehrer seine Schüler haute,
zu Fuß noch tat zur Arbeit geh'n,
Menschenskind, wie war datt schön!


Als Stachu fuhr in Grube ein
und Frannek hielt sich kleines Schwein,
als aß man Rübenkraut auf Brot,
mit Zeitung schlug man Fliegen tot,
als man Geschirr mit Soda spülte,
Oma unterm Rock Opas Hand mal fühlte,
da mußt ihr selber doch gesteh'n,
Menschenskind, wie war datt schön!


Als Mama selbst noch strickte Socken
kein Mädchen blieb alleine hocken,
als Papa Zigaretten selbst noch drehte
und Klüngelskerl spielt noch auf Flöte,
als man auf Straße sah noch Pferde,
Pommes Frites lag nicht auf Erde,
man ging zu Bett um halbe zehn,
Menschenskind, wie war datt schön!


Als man in Tasche dicke Stulle,
auf Buckel große Kaffeepulle,
als man noch tat auf Waschbrett rubbeln
und man konnt noch Flöhe schubbeln,
als Kakerlaken saß in Uhr
und Schaben liefen rum im Flur,
mit Schlappen konnst auf Straße steh'n,
Menschenskind, wie war datt schön!


Als Blagen hatten Haar voll Läuse,
im Brotschrank liefen dicke Mäuse,
man ging zu Bett mit Zipfelmütze
und Blagen schliefen noch auf Ritze,
Pfund Schweinepfötchen kost' ein Groschen,
als Opa ging noch mit Galoschen,
und Oma konnt' beim Pinkeln steh'n,
Menschenskind, wie war datt schön!


Als Klapperstorch noch Kinder brachte
und man noch über Witze lachte,
als Köter noch nicht Schappi fraß,
und Schwein noch man im Stall besaß,
als Kittekat nicht fraß die Katz'
und viele Kinder war'n ein Schatz,
als man im Kino noch mußt steh'n,
Menschenskind, wie war datt schön!


Als Spülstein noch auf Flur man hatte,
zwischen Beine trug man Watte
und Nachthemd bis auf Erde reichte,
die Wäsche man auf Wiese bleichte,
als man beim Metzger Panhas holte,
Papa uns das Fell versohlte,
klein Fränzchen konnst mit Schürze seh'n,
Menschenskind, wie war datt schön!


Als man Schwein noch selbst geschlachtet,
manchmal nach ein Bier man schmachtet,
als Geld nicht hint' und vorne reichte,
Kruste Brot in Milch man weichte,
als geflickte Hose Mode war,
im Haus die Seife wurde rar,
zum Haareschneiden man zum Nachbar konnte geh'n,
Menschenskind, wie war datt schön!


Als man zu Weihnacht Pfefferkuchen backte,
klein Olga in die Windeln kackte,
das Sauerkraut man selber stampfte,
zu Mittag selbstgemachte Klöße dampfte,
als Mutter nicht zu Arbeit ging
und Brotkorb manchmal höher hing,
man konnt' Mama beim Stillen seh'n,
Menschenskind, wie war datt schön!


Als man zu Fuß zur Schule ging,
auf Klo noch alte Zeitung hing,
als Oma noch nicht Altersheim,
am Abend man mußt' kommen heim,
als alle noch um Tisch gesessen
und keiner braucht alleine essen,
als Oma konnt' noch ohne Brille seh'n,
Menschenskind, wie war datt schön!


Als Polizei noch nicht mit Auto flitzte,
zum Schreiben Papa Bleistift spitzte,
als Radio kam gerade auf,
zum Jogging sagt noch Dauerlauf
und jeder hatte einen Garten
mit allerlei Gemüsearten,
zum Rathaus man zu Fuß konnt' geh'n,
Menschenskind, wie war datt schön!


Als Postbote noch half beim Kinderkriegen
und man mußt' zu zwein im Bette liegen,
als Milchbauer noch brachte Butter,
an Haustür kam das Hühnerfutter,
als Regen noch nicht sauer
und auf Acker Mist streut Bauer
als einmal nur im Jahr zum Doktor geh'n,
Menschenskind, wie war datt schön!


Heute hab ich zuviel Kolesterin,
zuviel Eiweiß im Urin,
Harnsäure und Gicht in die Gelenke
und dann Kopfschmerz wenn ich denke,
die Leber ist bei mir zu fette,
für die Galle brauche ich Tablette,
die Luft bleibt weg mir schon beim Steh'n,
Menschenskind, datt ist nicht mehr schön.


Letzte Aktualisierung dieser Seite: 10.07.2008, 20:01 Uhr