AMIGA: Floppy A4000T (Escom)
AMIGA: Floppy A4000T (Escom)
     


Die Ausgangssituation.

Amiga Technologies (AT) mußte bei vielen neuen 4000-Tower-Rechnern auf normale PC-Diskettenlaufwerke zurückgreifen, da der Hersteller (Chinon) von amigaspezifischen Laufwerken nicht mehr produziert. Aus diesem Grund ist AT nicht mehr in der Lage, dem Tower ein spezielles High-Density-Laufwerk einzubauen. Die benutzten PC-Floppies sind von Haus aus zwar HD-Laufwerke, jedoch kann wegen bekannter Beschränkungen der Custom-Chips des Amiga dieser Modus unter normalen Umständen nicht genutzt werden.

PC-Diskettenlaufwerke besitzen einige Unterschiede zu den Amiga-Laufwerken:

fehlendes DiskReady-Signal (RDY) Mit diesem Signal zeigt das Laufwerk dem Computer, daß es die nötige Umdrehungsgeschwindigkeit erreicht hat und bereit ist, Daten zu senden bzw. zu empfangen
DiskChange-Signal (DC) auf einer anderen Leitung PC-Belegung: DC auf 34
Amiga-Belegung: DC auf 2
LED Front-LED leuchtet nicht beim Signal "Motor On" (MTRON), sondern beim "Drive Select" (SEL) Signal auf

Allgemein bekannt ist die Tatsache, daß zwar das AmigaOS ab der Version 3.1 das RDY-Signal nicht mehr benötigt, aber viele Spiele (Trackloader) und auch einige Kopierprogramme die RDY-Leitung abfragen. Deshalb wurde eine Adapterplatine nötig.


Die Lösung von AMIGA Technologies.

AT ließ von DCE eine Adapterplatine entwickeln, die den Anschluß handelsüblicher PC-Diskettenlaufwerke erlaubt. Diese Platine wird beim A4000T auf das Disks-Module gesteckt und wird über die WriteEnable-Leitung mit ungefähr +5 Volt versorgt.

Diese Billig-Lösung wurde von Dr. P. Kittel angestrebt, um wohl noch einige Pfennige pro verkauften Rechner zu sparen. Meinen Messungen zufolge sind die anliegenden +5 Volt zur Versorgung des LS-TTL bzw. HC-Chips gerade noch im Toleranzbereich.

Dieser Adapter übernimmt nun folgende nötige Anpassungen:

  • Erzeugung eines RDY-Signals auf 34
  • Umleitung des Signals DC von 34 auf 2

  • Aber leider bereitete der Adapter mir einige Probleme...

    Probleme mit dem Adapter.

    Schon nach kurzer Zeit war mir aufgefallen, daß sich der Motor des Laufwerks bei eingelegter Diskette nicht abschaltet, so wie man es von jedem anderen Diskettenlaufwerk gewohnt ist. Es ist mir nicht sofort aufgefallen, weil ja die Front-LED nur bei Zugriff auf das Laufwerk über die SEL-Leitung leuchtet, also nicht mehr, wenn der Motor eingeschaltet ist.

    Beim Einlegen einer Diskette bei laufender Workbench passiert ja normalerweise folgendes:

    • Diskette wird eingelegt
    • AmigaOS wird dies per DC mitgeteilt, schaltet den Motor ein und versucht, Bootblock und ggf. Rootblock der Diskette einzulesen
    • Nachdem die Diskette identifiziert worden ist, wird der Motor wieder abgeschaltet

    Letzter Punkt erfolgte nicht, und nach zahlreichen Messungen am Laufwerk und an der Adapterplatine zeigten: Die MTRON-Leitung wurde nie auf logisch Null (+5V) gesetzt.

    Zur Referenz schloß ich ein normales Amiga-Laufwerk ohne diesen Adapter an den 4000T an, und da konnte ich feststellen, daß dann das Verhalten der MTRON-Leitung (und damit des Motors) völlig normal waren.

    Nach genauerer Untersuchung der Adapterplatine war mir aufgefallen, daß dort die Leitungen 4 und 16 durchgeschleift als auch miteinander verbunden waren. Laut Schaltplan des A500 ist dies wohl auch korrekt, da auf dem Board des 500ers die Leitungen 4 und 16 auch verbunden sind. Als ich mir jedoch die Interface-Beschreibungen eines PC-Diskettenlaufwerks ansah, mußte ich einen Unterschied feststellen: Dort war lediglich Leitung 16 als MTRON-Leitung bezeichnet. Danach wurde die Platine Stück für Stück modifiziert, zum Schluß waren nur noch die Leitunge 16 durchgeschleift, d.h. vom Amiga zum Laufwerk verbunden. Leitung 4 habe ich vollkommen getrennt.

    Nun wurde tatsächlich das MTRON-Signal korrekt gesteuert, und der Motor wird korrekt ausgeschaltet.

    Durch ein Telefonat mit der Entwicklerfirma des Adapters wurde offenbar, daß dort die Eigenart des A4000T, zwei MTRON-Signale zu führen, übersehen worden war. Aber auch Dr. P. Kittel, der für die Abnahme der ganzen Geschichte zuständig war, muß die Angelegenheit auf die leichte Schulter genommen haben. Denn - wie ich nun erfahren habe - besitzt der Tower zwar zwei MTRON-Ausgänge auf den Leitungen 4 und 16, sind diese aber nicht identisch, da eines der beiden Signale noch zusätzlich gepuffert ist. Die beiden unterschiedlichen Signale könnten dazu benutzt werden, um zwei Laufwerk intern anzuschließen, die sich nicht gegenseitig beeinflussen sollen. Merkwürdigerweise scheint selbst AT davon nichts zu wissen, da neben dem Adapter nur ein 34poliges Flachbandkabel mit 3 Pfostensteckverbinder ausgeliefert wurde. Dieses Kabel ist an keiner Stelle irgendwie gedreht, daher muß das angeschlosssene Laufwerk DF0 auch auf DS0 gejumpert werden. Normale PC-Laufwerke sind auf DS1 gejumpert.

    So zumindest konnte ich es durch das Telefonat herausbekommen. An dieser Stelle gleich Kritik an AT, keine Schaltpläne mehr auszuliefern.

    Ich hab mich für die Leitung 16 als MTRON entschieden, da dieser Pin ja ebenfalls vom Diskettenlaufwerk als MTRON benutzt wird.

    Nun wird also der Motor richtig angesteuert, aber leider kam es danach zu einem anderen Problem.


    Die Folgeprobleme.

    Nach nunmehr 3 Monaten konnte ich endlich meinen Tower schließen. Dachte ich. Aber jetzt, wo das Problem mit dem MTRON gelöst war (was möglicherweise zu ernsthafteren Problemen geführt hätte, da ja offensichtlich zwei unterschiedliche Ausgänge verbunden worden waren), kam es zu einem anderen Problem: Beim Beschreiben der Diskette kam es hin- und wieder zu Schreib-/ Lesefehlern. Selbstverständlich benutze ich nur echte DD-Disketten, da die normalen PC-Laufwerke die HD-Lochung auswerten würden und dann sicherlich nicht mehr normal funktionierten. Trotzdem diese Fehler. Ich habe danach alle anderen Kombinationen ausprobiert, das MTRON-Signal zu schalten: 4 auf 16, 16 auf 16. Ohne Erfolg.

    Ein Wort noch zum Thema HD: Von Versuchen mit überklebten HD-Löchern kann ich in jedem Fall nur abraten, es KANN funktionieren, muß aber nicht. Einige ältere DD-Laufwerke kommen mit dem Medium nicht zurecht, bei einigen Datenträgern ist die alte HD-Magnetisierung nicht ganz gelöscht worden und wird somit nach längerer Zeit zum Problem.


    Die endgültige Lösung.

    Da mir der Geduldsfaden nun endlich gerissen war (zahlreiche Telefonate mit DCE, AT und TEAC kosten nicht wenig Geld), wollte ich auf diesen Adapter verzichten. Da spezielle Amiga-Laufwerke entweder zu teuer oder zu schwer zu beschaffen sind (oder ebenfalls nur modifizierte PC-Laufwerke sind), wollte ich diesmal nach einer anderen Lösung suchen. Und ich habe sie gefunden: Eine (fast) ganze normale PC-Floppy!

    Es handelt sich hierbei um eine PC-HD-Floppy der Marke TEAC. Das besondere an dieser Floppy: Sie verfügt über die Signale DC und RDY, wobei man die Pin-Belegung des Interfaces durch Jumper einstellen kann. Außerdem besitzt dieses Laufwerk ein Open-Collector-TTL-Interface, was nach meinem Erkunden für Amigas die richtige Wahl wäre.

    Da dieses Laufwerk eine HD-Floppy ist, verfügt es selbstverständlich über den HD-Schalter. Dieser wird entweder überbrückt, oder man benutzt ausschließlich DD-Disketten. Diese HD-Floppy besitzt einige spezielle HD-Leitungen, außerdem sind einige Leitungen nicht "standardisiert", d.h., sie sind endweder nicht belegt (open) oder dienen als Ein- oder auch als Ausgänge. Zur Sicherheit habe ich mir deshalb beim Flachbandkabel solche Leitungen einfach durchtrennt.

    So, und nun hat meine Irrfahrt doch noch ein Ende gefunden...


    Das Diskettenlaufwerk.
    Modell: TEAC FD-235HF (3291-U)

    Die Bezeichnung in Klammen dient einer genaueren Unterscheidung, z.B. Farbe der Frontblende.

    Sicherheit-Standards:UL & CSA
    Betriebsarten:High Density Modus: schreiben und lesen
    Normal Density Modus: schreiben und lesen
    Disketten:High Density (2HD), Normal Density (2DD)
    Unform. Kapazität.:2 MB, 1MB
    Datenübertragungsrate:HD: 500kbits/s, DD: 250kbits/s
    Umdrehungsgeschw.:300 U/min
    Spurdichte:135 Spuren/Zoll
    Track-to-Track Zeit:3 ms
    Betriebsspannung:+5Volt einfach (4,5 - 5,5 Volt)
    Signalausgabetreiber:Open collector TTL
    Eingabesignalabschluß:1kOhm +/- 5%, nicht entfernbar
    Interface-Anschluß:34pin

    Jumper: Folgende Jumper sollten gesetzt sein (Straps on):

    RY34:Signal DiskReady auf Pin 34 (A4,B4)
    HA:HD-Modus wird automatisch erkannt (A3,B3)
    DS0:Drive Select 0 (für DF0:) (A1,B1)
    DC2:Disk Change auf Pin 2 (C4,C3)
    HF:lt. Hersteller muß dieser Jumper immer gesetzt sein (E4,E3)
    REN:Rekalibrierung eingeschaltet (G4,G3)
    FG:0 Volt an Rahmenmasse (G6,G5)

    +--+ +--+  +  +  G
         +  +  +  +  F
         +--+  +  +  E
         +  +  +  +  D
         +--+  +  +  C
         +  +  +  +  B
            |  |     |
         +  +  +  +  A
            
    6  5 4  3  2  1
            

    Das Signalkabel.

    Für den Anschluß eines internen Diskettenlaufwerk genügt ein 34poliges Flachbandkabel mit 2 Pfostensteckern. Das Kabel ist 1:1 ausgeführt. Wie man jetzt an dieses Kabel ein zweites Diskettenlaufwerk anschließt, weiß ich bis jetzt noch nicht. Da mein Tower sowieso schon keinen Platz mehr bietet, benötige ich dieses auch nicht....

    Folgende Leitungen habe ich zur Sicherheit (HD-Leitungen) durchtrennt:
    4, 6, 29, 33

    Um das ein wenig nachvollziehen zu können, hier noch eine Tabelle der Interface-Belegungen vom A500 und einem TEC-4MB-ED-Laufwerk:

    PinA500ED-Laufwerk
    1 GND GND
    2 DC ED IN/HD IN/HD OUT/DISK CHANGE/OPEN
    3 NC GND
    4 MTRON OPEN/DISK CHANGE/HD OUT
    5 GND GND
    6 NC HD IN/ED IN/ED OUT/DRIVE SELECT 3/OPEN
    7 GND GND
    8 INDEX INDEX
    9 GND GND
    10 SEL0 DRIVE SELECT 0
    11 GND GND
    12 SEL1 DRIVE SELECT 1
    13 GND GND
    14 SEL2 DRIVE SELECT 2
    15 GND GND
    16 MTRON MOTOR ON
    17 GND GND
    18 DIR DIRECTION SELECT
    19 GND GND
    20 STEP STEP
    21 GND GND
    22 WD WRITE DATA
    23 GND GND
    24 WE WRITE GATE
    25 GND GND
    26 TRK0 TRACK 00
    27 GND GND
    28 WPROT WRITE PROTECT
    29 GND ED OUT/OPEN
    30 RD READ DATA
    31 GND GND
    32 SIDE SIDE ONE SELECT
    33 GND HD OUT/OPEN
    34 RDY DISK CHANGE/READY

    Bitte beachten: Diese Tabelle gilt NICHT für den A4000T und NICHT für das TEAC-Laufwerk FD-235HF!

    Das Ende.

    Seit einigen Wochen und unzähligen Tests läuft das Diskettenlaufwerk bei mir ohne Probleme. Es gibt keine Schreib-/Lesefehler, der Motor schaltet sich ordungsgemäß ab, und sogar das RDY-Signal ist vorhanden (getestet mit einem Trackloader-Demo, welches ohne RDY-Signal nicht läuft). Bleibt nur noch der Schönheitsfehler, daß die LED nicht den MTRON-Zustand widergibt, sondern nur leuchtet, wenn per Drive Select das Laufwerk angesprochen wird (das war aber bei ATs Notlösung nicht anders...).

    Wer ganz sicher gehen will, kann natürlich noch den HD-Schalter deaktivieren. Da ich nur DD-Disketten benutze, ist das nicht nötig.


    Danksagungen und so weiter.

    Im Grunde genommen möchte ich mich bei niemanden bedanken, weil ich wieder mal ganz allein mit meinem Problem gelassen wurde. Selbst mehrere Anfragen bei AT (Fax, Telefon) wurden entweder überhaupt nicht oder nur aussagelos (nach dem Motto: "Das mit dem Motor ist bei vielen Rechnern so...") beantwortet. Auch bei DCE - Entwickler des Adapters - mußte ich mehrmals auf den Fehler hinweisen, um dann letztendlich selbst den Fehler mit den Pins 4 und 16 zu finden. Dr. Kittel hätte sich besser den Schaltplan des Adapters durchgesehen, anstatt irgendwelche Pappkarton-Patches für den internen Tower-Lautsprecher zu entwickeln.

    So kann ich eigentlich nur noch TEAC Deutschland für deren Unterstützung danken, mir technische Datenblätter zu diversen Floppies zuzufaxen. Ich habe einige Informationen aus diesen Unterlagen in dieses Dokument eingebracht, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Ich hoffe, man nimmt mir das nicht übel... Vielleicht steigt ja jetzt der Absatz bestimmter TEAC-Diskettenlaufwerke rasant an...

    Zum Schluß möchte ich nochmals energisch darauf hinweisen, daß alle oben gemachten Aussagen nicht unbedingt stimmen müssen. Da ich leider über keine Schaltpläne für den A4000T verfüge und auch sonst nur viele Informationen über Telefonate oder eMails erhalten habe, kann also die eine oder andere unrichte Aussage vorkommen.



    Letzte Aktualisierung dieser Seite: 25.10.2014, 11:45 Uhr