LEKTION 1: COOL BEIM AUFSTEHEN
Easy Baby, ganz easy, null Problem. Aufstehen ist die einfachste
Sache der Welt. Nur hast Du es bisher garantiert völlig falsch
angepackt. Ist ja logisch, kennst ja den Leitfaden nicht. Macht
nix. Lies.
Erstmal cool strecken. Das heißt: Nicht bewegen. Ist nämlich
höllisch uncool, sich spastisch aus dem Bett zu wälzen. Also:
Innerlich strecken, nix anmerken lassen. Dann: Aufstehen. Aber
cool bleiben. Erstmal Sonnenbrille aufsetzen. Wenn die Gardinen
zu sind oder es draußen noch dunkel ist, erstmal Licht anmachen.
Merke: Wirkt uncool, gegen den Kleiderschrank zu laufen. So,
schon ganz gut. Jetzt kommt das Anziehen. Ist auch ganz einfach.
Leitsatz: Nicht hingucken. Schau irgendwo anders hin und zieh
Dich dabei an. Leute, die hingucken, wenn sie den Reißverschluß
zumachen, wirken peinlich. Aber Vorsicht: Nichts vergessen, wenn
Du den Reißverschluß zumachst. Du hast es vergessen? Dann üb'
es nach der Operation erstmal ohne Sonnenbrille.
Bis hierher alles klar? War ja auch einfach, was, Babe? Jetzt
wird's schwieriger. Paß auf. Frühstück machen. Wenn Du dabei
Fehler machst, kannst Du Dir allerhand verscherzen. Die Leute
werden Dich nicht mehr ernstnehmen... wer will das schon? Du
nicht. Ich weiß. Kaffeekochen ist an sich 'ne wahnsinnig uncoole
Sache. Es liegt an Dir, es cool zu machen. Du wirst vermutlich
zwei, drei Stunden üben müssen, aber dann sitzt es und die
Frauen werden Dir zu Füßen liegen. Du weißt schon, was ich
meine, Honey. Also: Deckel der Kaffeemaschine im Vorbeigehen
aufmachen, weitergehen zum Kaffeetopf, Kaffeetopf aufmachen,
Kaffee in den Filter kippen (nicht portionieren, am besten gar
nicht hinschauen) und dann: Filter in die Maschine werfen. Merke
hierbei: Je größer die Entfernung, desto größer Deine Coolness.
Wenn's klappt. Ansonsten ist es ziemlich peinlich. Aber Du
packst das schon. Das ganze nennt sich das Erste Eiswürflsche
Gesetz. Wurfweite ist proportional zur Coolness. Entfernung = 0
Meter, Coolness = 0. Entfernung = 4 Meter, Coolness = unbeschreiblich. Wenn's schiefgeht, gilt:
Entfernung - 10
--------------------------- = Idiot
potentieller Coolnessfaktor
Also: Üben, üben, üben. Das hast Du drin, Ich weiß es. Cool,
Baby.
LEKTION 2: COOLNESS IM ALLTAG
Aufstehen und den ganzen Quatsch hast Du begriffen. Jetzt raus
auf die Straße. Alltag. Vielleicht meinst Du, Du bist cool. Lies
diesen Ratgeber und Du weißt, daß Du lächerlich gewesen bist.
Du warst nichts. Wenn Du dies hier gelesen hast, dann bist du
cool...ehrlich. Echt völlig trocken cool. Also: Raus auf die
Straße. Und schon der erste Fehler: Sonnenbrille beim Gesichtwaschen
abgenommen und danach nicht wieder aufgesetzt. Wieder
zurück, Brille holen, aufsetzen, wieder rausgehen. Du hast die
Brille beim Gesichtwaschen nicht abgenommen? Obercool. Göttlich.
Für alle gilt jedenfalls: Der Wetter spielt keine Rolle, Brille
sogar nachts tragen. Merke: Ohne Brille ist die Coolness gleich
Null. Laufen ist einfach, cool schlendern nicht. Du mußt
vermutlich lange üben, bis Du es raushast. Deine bisherigen
epileptischen Bewegungsabläufe kannst Du Dir jedenfalls von der
Backe wischen. Du mußt schlendern. Völlig mühelos. Darf aber
keiner erkennen, daß Du absichtlich so läufst. Also: üben,
üben und nochmal üben.
Jetzt kommen wir zum schwierigsten Teil: Dem Umgang mit anderen
Menschen. Fangen wir mit dem Busfahrer an. Erstmal in den Bus
steigen. Dann laut Kaugummi kauen (vor dem Einsteigen zu kauen
beginnen, sonst wirkt's leicht beknackt). Wichtig: Jetzt lockeren
Spruch loslassen. Dir fällt keiner ein? Kein Problem. Geh' in
den nächsten Buchladen und kauf Dir "Lockere Sprüche" von Ernst
Eiswürfl. Is von mir. Tolles Buch. Selbstredend.
Ein Beispiel gratis: "Fahren Sie nach Kuba?". Dabei den rechten
Zeigefinger auf die Stirn des Busfahrers setzen und lächeln.
Dann abdrücken und Rauch vom Finger wegblasen. Anschließend
zahlen und hinsetzen. Eventuell aufkommenden Applaus gelassen
hinnehmen oder abwinken. Und: Lächeln, lächeln, lächeln. Aber
nicht das dämliche Lächeln, das du sonst draufhast: Cool,
Baby, von oben herab, nicht zu breit. Noch was: Niemals Geld
hinlegen! Das gilt allgemein. Geld immer hochschnippen und wieder
auffangen. Oder einfach hinwerfen, wenn es jemand haben will: Und
zwar so, daß er sich bemühen muß, um es aufzufangen. Am besten
so, daß er oder sie auf dem Boden herumkriechen muß. Du hast
schließlich das Recht, anderen Menschen zu zeigen wo ihr Platz
ist. Das mit dem Hochwerfen solltest Du vorher zu Hause üben und
dabei immer daran denken, daß es nur mit Münzen funktioniert.
Kneipen und Cafes. Hier darfst Du keine Fehler machen. Es sehen
zu viele Leute zu. Also riskier' nichts. Sonnenbrille trägst Du
sowieso, Geldschnippen hast Du mittlerweile auch drauf. Sieht gut
aus. Jetzt mußt Du sprechen. Das ist schwierig. Du mußt
bestimmte Dinge vermeiden, zum Beispiel: "Bitte" oder andere
unterwürfige Worte. Du bist der Boß, alle tanzen nach Deiner
Flöte, wenn Du weißt, was ich meine. Du weißt es, yeah. Wir
verstehen uns. Bisher hast Du gesagt "Eine Cola, bitte" und das
ist schlimm. Völlig falsch, Du redest ja mit der Kellnerin wie
mit deinesgleichen. Völlig uncool. Keiner nimmt Dich ernst.
Richtig ist: "Coke, Baby". Zucker, Mann, Du machst Dich. Laß
Dich nicht durch ihren Blick irritieren. Oder dadurch, daß sie
lacht. Sie liebt Dich. Alle Frauen lieben Dich. Und Du weißt es.
Nun zum Kaffeetrinken. Du trinkst Deinen Kaffee mit Milch? das
ist schlecht. Versuch, Dir das abzugewöhnen. Wenn Du das nicht
kannst, beachte folgendes. Es ist ausgesprochen uncool, an diesen
ekligen Milchdöschen rumzuzupfen, bis Dir das ganze Zeug über
die Bundfalte pladdert. Also: Die kleine Plastikmilchdose in die
tasse werfen und einmal mit dem Löffel reinstechen. Sauber, was?
Und cool. Solltest Du mit dem Zuckertopf allerdings nicht
unbedingt genauso machen.
Nächstes Thema. Einkaufen. Höllisch uncool. Es gibt Leute, die
keinen haben, der es für sie macht. Zum Beispiel Dich. Auch im
Supermarkt gilt: Cool bleiben. Man sieht Dich. Also: Die Einkaufskarre nicht mit beiden Händen anfassen und wie Mutter durch
den Laden eiern. Entweder mit einer Hand oder mit dem Fuß die
Karre ab und zu kurz anstoßen oder abstoppen. Aber Vorsicht:
Nicht zu heftig. Könnte Ärger geben. Die Sachen, die Du
einkaufst, niemals in den Wagen legen. Immer werfen. Ohne
hinzusehen. Wie mit der Filtertüte. Eiswürfls Erstes Gesetz
gilt auch hier. Vorsicht bei Milchtüten, Flaschen und Eiern.
Feeling, Baby. Zahlen funktioniert wie im Bus. Nur nicht mit
demselben Spruch. Mach kein' Quatsch. Immer Trinkgeld geben.
LEKTION 3: COOL AM ABEND
Die elementaren Dinge hast Du schon gelernt. Sonnenbrille, Geld
hochschnippen, nicht reden. Schlendern kannst Du mittlerweile
auch. Schon ganz gut. jetzt kommen die Übungen für Fortgeschrittene.
Stehen: Du glaubst, das ist einfach. Is nich. Ist wahnsinnig
schwierig. Du stehst ja nicht einfach so rum und wartest auf den
Bus. Du weißt, was Du bist. Zeig's ihnen. Kopf hoch, Brust raus,
Bauch rein, Unterkörper raus, Beine möglichst gekreuzt
(gespreizt geht notfalls auch). Wenn Dich jemand fragt, ob Du
einen Unfall hattest, einfach ignorieren. Zu Hause dann weiter
üben.
Trinken: Trinken ist einfach. Allerdings solltest Du kein
Bier, keinen Wein oder andere Proletengetränke ordern, sondern
irgendwas, was der Barkeeper nicht kennt. Schau ihn herablassend
an und vergewissere Dich, daß alles staunt. Laß Dich dann zu
irgendwas überreden, was Du Dir leisten kannst. Also Bier.
Die Glashaltung ist extrem wichtig. Du kannst das Ding nicht
halten wie die Senfgläser bei dir zu Hause. Zeig Stil. Halte das
Glas so schräg, daß das Getränk fast rausläuft, und gestikuliere
wie ein Wahnsinniger. Obercool. Wenn es klappt. Wenn nicht,
bist Du untendurch und Deine Zuhörer sind naß. Hierbei gilt:
Glasneigung + Gestikulierradius = Coolnessfaktor
Wenn irgend jemand naß wird:
Coolnessfaktor
---------------- = Idiot
Reinigungskosten
Frauen: Jetzt also da wichtigste Kapitel. Warum seid Ihr cool?
Eben. Wenn Ihr Euch an die Tips oben haltet, habt Ihr schon gute
Karten. Aber: Es gibt noch speziellere Dinge. Die Frauen lieben
Dich, wenn Du cool bist, Baby. Und das willst Du. Ich weiß es.
Und es gibt einfache Regeln. Leitsätze. Wenn du weißt, was ich
meine. Lies.
- Ansprechen. Ist schwierig: Du solltest nicht reden. Also laß
es. Lächle sie an. Wink ihr zu. Nimm sie mit. Wenn keiner in der
Nähe ist, fang an zu reden. Aber nicht zuviel. Du wirkst sonst
leicht öde. Das weißt Du. Zeig ihr Dein Auto. Wenn Du keins
hast, sag, daß es gerade repariert wird und nenn den Preis.
Nicht unter 2000 Mark anfangen. Wirkt sonst nicht. Wenn sie sagt,
daß das zu teuer ist: Abwinken. Lachen. Erzähl Ihr von Deinen
letzten Aktienverlusten, und daß es Dir egal sein kann. Wirkt
todsicher. Wenn nicht: Neue Frau abschleppen.
- Abschleppchancen. Ganz einfache Regel. Bißchen Mathe. Aber
nicht schwer zu kapieren. Du packst das schon. Die Komponenten
sind das Alter (A), die Anzahl der Freundinnen (aF) und die
Kosten der Aufmachung der Braut, die Du abschleppen willst. Dabei
gilt (Zweites Eiswürflsches Gesetz):
Kosten der Aufmachung
A - aF - ----------------------- = X%
100
Wenn Du also eine Hunderjährige im Tweedkostüm, die ohne
Freundinnen daherkommt, abschleppen willst, betragen Deine Chancen ungefähr 100%.
Aber das willst Du nicht. Seh' ich Dir an,
Baby. Du willst junges Blut. Und Fleisch. Und so weiter. Ferkel.
Aber cool. Übrigens: wenn A = kleiner oder gleich 13 ist, dann
ist X automatisch = Idiot.
Der weitere Abend: Du kannst lesen. Wenn Du so alt bist,
weißt du auch, was weiter passiert. Ich seh' Dir in die Augen,
Kleines. Oh, yeah, Mann. Ach ja, nimm die Sonnenbrille nicht ab.
Du bist cool. Du hast es. Relaxed.
Oh, nichts zu danken. Hab' Dir gern'n paar Tips gegeben, Babe.
Mach weiter so. Ach ja. Eins noch: Verleih die Tips nicht. Das
ist ausgesprochen oberuncool und macht mich krank, wenn Du
weißt, was ich meine. Wahrscheinlich nicht. Du hast noch viel zu
lernen. Aber Du bist auf dem richtigen Weg. Echt ehrlich.
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